Wenn es nach den Schlagzeilen geht, ist die Lage ernst. Die Bundesrepublik ist „Schlusslicht bei der Digitalisierung“ titelt der MDR. „In Deutschland herrscht digitaler Stillstand“ urteilt das Institut der Deutschen Wirtschaft. Als Gründe dafür werden zum einen die traditionelle Vorsicht der Deutschen, zum anderen starre Regelungen angeführt. Verpasst Deutschland wirklich den Anschluss auf dem Weg in die digitale Gesellschaft?
Nachholbedarf bei Online Casinos
Dieser Eindruck entsteht beispielsweise beim Blick auf das digitale Glücksspiel. Seit der Legalisierung des Online-Glücksspiels in Deutschland im Jahr 2021 hat sich zwar viel getan. Mittlerweile bieten deutsche Plattformen nicht nur Automatenspiele, sondern auch klassische Casinospiele wie Roulette an. Aber wenn es um Top Casinos mit Curaçao Lizenz geht, können deutsche Anbieter nicht mithalten. Bei den Plattformen aus Übersee ist die Spielvielfalt nach wie vor deutlich größer. Außerdem gibt es höhere Wettlimits und die Auszahlungsquote fallen im Schnitt höher aus. Der Grund dafür, dass deutsche Casinos auf der Strecke bleiben, sind vor allem die strengen gesetzlichen Regeln. Sie erlauben Unternehmen nicht, das volle Potential der digitalen Technologien auszuschöpfen.
Schleppende Digitalisierung in der Verwaltung
Aber nicht nur die Wirtschaft leidet unter veralteten Regelungen, die den Anforderungen der Digitalisierung nicht mehr gerecht werden. Auch in den Behörden kommt die Digitalisierung nur schleppend voran. 2022 lag Deutschland im EU-Vergleich auf dem 18. Platz, mit 63,4 von 100 möglichen Punkten im Digitalisierungsindex. Die Bundesrepublik liegt damit deutlich hinter Ländern wie Estland (91,2 Punkte), Finnland (87,4 Punkte) oder Malta (85,5 Punkte). Während sich dort die meisten behördlichen Angelegenheiten mit ein paar Klicks erledigt sind, ist hierzulande oft noch der persönliche Gang zum Rathaus nötig. Hier ließen sich durch den Ausbau der Digitalisierung erhebliche Zeit- und Kosteneinsparungen realisieren. Schuld ist aber nicht nur die Politik, die nur spärliche Mittel für die Digitalisierung zur Verfügung stellt. Auch die Bürger zögern bislang oft, zur digitalen Variante zu wechseln.
Beim Online-Shopping vorne mit dabei
Beim Einkauf haben die Deutschen sich hingegen schon gut mit der Digitalisierung arrangiert. Einem Report des schwedischen Zahlungsdienstleisters Klarna liegt Deutschland im europäischen Vergleich beim Online-Shopping auf Platz 4. Auch 2024 setzte sich das Wachstum des E-Commerce fort – trotz der schlechten Wirtschaftslage. Den ersten Platz der umsatzstärksten Online-Shops belegt zwar nach wie vor Amazon. Darauf folgen mit Otto, Zalando und Mediamarkt hingegen deutsche Händler. Bei den Einkaufsgewohnheiten kann also nicht davon die Rede sein, dass Deutschland abgehängt wird. In einigen Bereichen sind die Deutschen aber nach wie vor zurückhaltend: Lebensmittel und Medikamente kaufen sie am liebsten nach wie vor im stationären Handel. Es gibt also durchaus noch Ausbaupotential.
Erfassung des Wärmeverbrauchs: Schon heute mehrheitlich digital
Es gibt sogar Bereiche, in denen Deutschland bei der Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnimmt. Ein Beispiel hierfür ist die digitale Erfassung von Heizkosten. Schon jetzt sind 78 % der Wärmezähler in deutschen Haushalten digitalisiert. Bis Ende 2026 sollen alle Haushalte mit fernablesbaren Messgeräten ausgestattet sein – so sieht es das Gesetz vor. In den meisten anderen europäischen Ländern ist es bis dahin noch ein weiter weg. Die digitale Erfassung des Wärmeverbrauchs ermöglicht Haushalten, ihre Heizkosten genauer im Blick zu behalten und so Energie zu sparen. Das kommt nicht nur dem Geldbeutel, sondern auch dem Umweltschutz zugute.
Digitalisierung in Deutschland schreitet langsam aber sicher voran
Deutschland nimmt in Sachen Digitalisierung zwar keine Vorreiterrolle ein. Wie das Beispiel des Online-Glücksspiels zeigt, bremsen veraltete Regularien oft noch den digitalen Fortschritt aus. Und in Bereichen wie der Digitalisierung des Handwerks oder der Verwaltung könnte vieles schneller gehen. Es gibt aber auch Bereiche, in denen die Bundesrepublik gut abschneidet. Beim Online-Shopping und bei der Erfassung des Wärmeverbrauchs liegt Deutschland im europäischen Vergleich weit vorne. Das zeigt, dass das Land durchaus in der Lage ist, Impulse für die Zukunft zu setzen. Es ist also kein Grund zur Schwarzmalerei gegeben, auch wenn es in Sachen Digitalisierung noch Luft nach oben gibt. Die Vernetzung der Gesellschaft schreitet auch hierzulande langsam aber sicher voran.