Nicolaus August Otto Museum

Oldtimerclub Nicolaus August Otto Holzhausen

Handlungsreisender in Köln

Nicolaus August Otto wurde am 14. Juni 1832 in Holzhausen an der Haide im Taunus geboren. In der Familie herrscht ein recht bescheidener Wohlstand. Otto verliert sehr früh seinen Vater, besucht acht Jahre die Dorfschule in Holzhausen und zwei Jahre die Realschule in Langenschwalbach. Nach einer kurzen Ausbildung zum Kaufmann und einer kurzen Tätigkeit in Frankfurt kommt Otto 1853 nach Köln und wird Reisender bei der Kolonialwarenhandlung von Joh. Chr. Altpeter. Er wohnt bei seinem Bruder Wilhelm in der Pfeilstraße 14.

In der rheinischen Metropole nimmt ihn, wie könnte es auch anders sein, der Frohsinn des Karnevals gefangen. Bei einem Maskenfest im Kuhberg, dem damals größten Tanzsaal Kölns, lernt Otto seine spätere Frau Anna Gossi kennen.

1860 wird Otto Handlungsreisender für ganz Westdeutschland bei der Colonialwarenhandlung en gros von Karl Mertens.

Patentanmeldung 1862

Man weiß nicht genau, was Otto bewogen hat, sich als Kaufmann mit technischen Problemen zu befassen. Entscheidend waren wohl ein von Ettienne Lenoir 1860 in Frankreich entwickelter Verbrennungsmotor und die bereits seit Jahren als Antriebskraft eingesetzten Heißluftmaschinen, welche die Aufmerksamkeit so manschen Ingenieurs erweckten.

Auch Otto hört von diesen Maschinen und so mag auf seinen Fahrten in pferdebespannten Kutschen über Landstraßen vermutlich die Idee gereift sein, eine Kraftmaschine zu schaffen, die zur „Fortbewegung von Gefährten auf Landstraßen leicht und nützlich verwendet, sowie auch der kleinen Industrie von erheblichem Nutzen werden könne“.

Diese Gedanken bringt Otto in seinem ersten Patentgesuch an das Königliche Preußische Handelsministerium am 2. Januar 1862 zum Ausdruck.

Er läßt sich von seinem Mechaniker Michael Zons in Köln eine Modellmaschine des Lenoir-Motors bauen. Die Experimente unter anderem mit dem Zündzeitpunkt sind erfolgreich, und Otto erkennt die Auswirkungen eines verdichteten Gas-Luftgemisches.

Diese Erkenntnis über die Auswirkungen der verdichteten Ladung und den Arbeitsablauf in vier Takten veranlaßt Otto, sich von Zons eine Vierzylindrige Maschine mit Zylindern in Boxeranordnung bauen zu lassen. Die Zündungen der Maschine sind jedoch so heftig, daß das Triebwerk in kürzester Zeit zertrümmert wird. Otto gelangt zur Überzeugung, daß eine direkte Umsetzung der Verbrennungsenergie auf einen Kurbeltrieb nicht möglich ist.

Atmosphärische Gasdruckmaschine

Um den Triebwerkszerstörungen auszuweichen, geht Otto nun ganz neue Wege. Er löst den Kolben vom Triebwerk und baut eine Maschine mit frei fliegendem Kolben in einem stehenden Zylinder. Bei dieser Maschine wird der Kolben erst beim Niedergang durch ein Schaltwerk mit der Motorwelle und dem Schwungrad gekuppelt. Der atmosphärische Luftdruck und die Gewichte von Kolben und Zahnstange werden zur Arbeitsleistung herangezogen.

1863 wird diese Maschine erstmals erprobt. Bis Ende 1863 erhält Otto für seinen atmosphärischen Motor einige ausländische Patente, jedoch nicht in Preußen. Aus diesem Grund trennt sich Otto von Zons, denn eine Geheimhaltung des Motors vor den Kunden des Kölner Mechanikers scheint nicht mehr gewährleistet. Er richtet am Gereonswall 61 eine eigene Werkstatt ein.

Ottos kleines väterliches Erbe geht zur Neige, und wäre wohl, wie so viele Erfinder vor und nach ihm, finanziell gescheitert, wenn ihm nicht das Schicksal in höchster Not den Helfer zugeführt hätte, dessen er jetzt bedurfte.

Otto lernt Eugen Langen kennen, damals noch ein junger Ingenieur aus der Kölner Zuckerbranche. Ihm führte er im Februar 1864 seine atmosphärische Maschine vor. Eugen Langen erkennt die Fähigkeiten Ottos und gründet mit ihm noch 1864 die Firma N.A. Otto & Cie.
Diese Firma in der Servasgasse in Köln ist das erste Unternehmen der Welt, das sich ausschließlich mit dem Bau von Verbrennungsmotoren befaßt. Die bisher bestehende Maschine von Otto wird weiterentwickelt und 1867 als „Atmosphärische Gaskraftmaschine“, wie sie nunmehr genannt wird, von Otto und Langen auf der Weltausstellung in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt.

Weltausstellung in Paris

Hier in Paris können Otto und Langen ihren ersten großen Erfolg verbuchen. Ihre Maschine wird mit der „goldenen Medaille“ ausgezeichnet, da der Gasverbrauch nur ein Drittel dessen der Konkurrenzmaschinen beträgt. Diesem Erfolg ist es zuzuschreiben, daß die Nachricht vom neuen Gasmotor rasch in alle Welt dringt. Denn nun hat man endlich eine Antriebskraft, die wirtschaftlich ist und die man nach Belieben an- und abstellen kann.

Die Werkstatt in der Kölner Altstadt wird bald zu klein, und so zieht man 1869 in neue, eigene Gebäude an der Grenze von Mühlheim und Deutz. Im Jahre 1872 wird die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, und es entsteht die „Gasmotoren-Fabrik Deutz AG“.Gottlieb Daimler wird als technischer Direktor verpflichtet und Wilhelm Maybach als Chefkonstrukteur. Otto ist für die kaufmännische Verwaltung verantwortlich.

Die dadurch brachliegende Schöpferkraft Ottos kommt jedoch immer wieder zum Durchbruch. Seine Gedanken beginnen erneut um den zertrümmerten Motor aus dem Jahre 1862 zu kreisen und kehren zurück zu der Frage nach einer gezielten und beherrschbaren Verbrennung unter Benutzung eines Kurbeltriebes.

Otto greift in aller Stille die früheren Überlegungen der vorverdichteten Ladung wieder auf, macht sich Gedanken über die Zündung und Reduzierung der Zündkräfte, die von einem Kurbeltrieb aufgenommen werden können.

1875 läßt er sich vom Deutzer Direktorium eine unabhängige Versuchsarbeit zusichern. Denn die Leistungsgrenze von 3 PS ist bei der atmosphärischen Maschine erreicht, und die bedrohliche Konkurrenz der Heißluftmaschinen veranlassen ihn, sich ganz der Technik zu widmen.

Die Geburtsstunde des Ottomotors

Bereits im Frühjahr 1876 kann Otto Versuche mit einem „Hochdruckmotor“ aufnehmen.
Ein am 9. Mai 1876 an diesem Versuchsmotor aufgenommenes Versuchsdiagramm gilt als Geburtsurkunde des Ottomotors mit seiner charakteristischen Verdichtung des Gas-Luftgemisches
Damit ist die Zeit der Vorläufermotoren beendet. Die Weltmotorisierung nimmt ihren Lauf.

Niederspannungszündung

Das Bestreben nach Unabhängigkeit von den städtischen Gasnetzen macht sehr bald den Wunsch deutlich, auch flüssige Kraftstoffe wie Benzin oder Petroleum verwenden zu können.
Hier ist es wiederum Otto, der einen Vergaser entwickelt. Auch die bis dahin gebräuchliche Schiebersteuerung mit Gasflammzündung kann bei einem Einsatz von flüssigen Kraftstoffen nicht übernommen werden. Die daraufhin von Otto vorgeschlagene Niederspannungszündung wird erfolgreich viele Jahre im Motorenbau eingesetzt.
Der Deutzer Otto-Magnetzünder ist übrigens der Anstoß zum Lebenswerk von Robert Bosch.

Die Jahre nach 1876

Die Jahre nach 1876 sind für Otto erfolgreich, doch der Kampf um die Patente greift seine Gesundheit an. Er stirbt am 26. Juni 1891 im Alter von 59 Jahren in seinem Haus am Heumarkt.
Geehrt wurde Nicolaus August Otto 1882 aus Anlaß des 300 jährigen Bestehens der Universität Würzburg mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde.
1931 wurde zu Ehren von Nicolaus August Otto und seinem Partner Eugen Langen vor dem Bahnhof in Köln-Deutz ein Denkmal errichtet und 1951 dem Bahnhofsvorplatz der Name „Ottoplatz“ gegeben.
Auch der Begriff „Ottomotor“ ist nach DIN und ISO wie folgt definiert: „Verbrennungsmotor, bei dem die Verbrennung des verdichteten Kraftstoff-Luft-Gemisches durch zeitlich gesteuerte Fremdzündung eingeleitet wird.“
Der Viertakt-Ottomotor hat über 100 Jahre seine Entwicklungsfähigkeit bewiesen.
Trotz aller Fortschritte sind bis zum heutigen Tage die Grundmerkmale des „Ottomotors“ bis auf ganz wenige Ausnahmen in den Verbrennungsmotoren erhalten geblieben.

Motorenpionier Nicolaus August Otto

1832 am 14. Juni in Holzhausen an der Haide als sechstes Kind des Gastwirtes Phillip Wilhelm Otto geboren.
1838 Besuch der Dorfschule in Holzhausen
1846 Realschulabschluß in Langenschwalbach
1848 Ausbildung zum Kaufmann in Nastätten
1852 Handlungskommis in einem Lolonialwaren- und Landesproduktengeschäft in Frankfurt
1853 Beginn der Kölner Zeit mit Tätigkeit in einer Kolonialwarengroßhandlung
1860 Jean-Joseph-Etienne Lenoir, vielseitiger Erfinder, stellt in Paris den ersten brauchbaren, mit Leuchtgas betriebenen Verbrennungsmotor her.
1861 Am 2. Januar reichen die Brüder Wilhelm und Nicolaus August Otto dem Handelsministerium in Berlin ihre Patentschrift für einen Spiritusverdampfer ein.
Gründe: Unabhängigkeit von Verbrennungsmotoren vom Gasnetz und damit u.a. Fortbewegung von Gefährten auf Landstraßen.
Nachbau eines Lenoir-Motors und Experimente mit diesem Motor
1862 Otto beginnt Versuche mit einem Viertaktmotor, die aber wegen der explosionsartigen Verbrennung nicht zum Erfolg führen.
1863 Bau und Erprobung einer atmosphärischen Gaskraftmaschine. Erwerb in- und ausländischer Patente für dieses Prinzip. Einrichtung einer eigenen Werkstatt.
1864 Am 9. Februar besichtigt der Zuckerfabrikant und Ingenieur Eugen Langen die laufende Atmosphärische Gaskraftmschine.
Sie schließen am 31. März einen Gesellschaftsvertrag und gründen mit der „N.A.Otto$Cie.“ die „erste Motorenfabrik der Welt“.
1867 Ausstellung einer atmosphärischen Gaskraftmaschine auf der Weltausstellung in Paris. Auszeichnung des Motors mit einer Goldmedaille als wirtschaftlichste Antriebsmaschine für das Kleingewerbe. Damit internationale Anerkennung.
1868 Beginn der serienmäßigen Produktion.
1869 Beginn des Motorenbaus in England nach einer Lizensvergabe für atmosphärische Gaskraftmaschinen an die Crossley Brothers in Manchester
1872 Gründung der Gasmotoren-Fabrik Deutz in Köln als Aktiengesellschaft.
Eintritt von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach in das Unternehmen.
1876 Entgültige Verwirklichung des mit Verdichtung des Gas-Luftgemisches arbeitenden Viertaktmotors durch August Otto
Damit beginnt von Köln aus die Motorisierung der Welt.
1882 Otto wird von der Philosophischen Fakultät der Universität Würzburg die Würde eines Dr. Phil. honoris causa verliehen.
Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach scheiden aus dem Unternehmen aus.
1884 Er entwickelt die Niedersapnnungs-Magnetzündung für vom Gasnetz unabhängige Motoren als Ersatz für die bis dahin gebräuchliche Gasflammenzündung. Diese Zündart ist auch Grundlage für das spätere Lebenswerk von Robert Bosch
1891 Am 26. Januar stirbt Nicolaus August Otto in seinem Wohnhaus am Heumarkt in Köln

 

Geburtshaus von Nicolaus August Otto in Holzhausen a.d. Haide

1962 Übernahme des ca. 1705 erstellten Gebäudes durch KHD
1966 Einrichtung eines Gedächnisraumes für N.A. Otto (nur Vitrinen und Dokumente)
1975 Einweihung eines Denkmales vor dem Haus
1976 100. Geburtstag des Viertakt-Ottomotore. Einweihung des neu gestalteten Gedächnisraumes mit fünf historischen Motoren, einer Otto-Büste und Wandschaukästen
1981-1982 Renovierung des Gebäudes außen und innen.
1991 Gründung des Oldtimer-Club Nicolaus August Otto e.V.
Zweck: U.a. Erhaltung und Ergänzung der Exponate vom N.A.Otto-Gedächnisraum, Restaurierung von Fahrzeugen und Motoren und Aufbau eines Archivs
1993 Verkauf des Grundstückes und Gebäudes an die Gemeinde Holzhausen. Exponate bleiben Eigentum der KHD AG. Gemäß Vertrag vom 1. Februar 1993 verpflichtet sich die Gemeinde Holzhausen, das Gebäude weiterhin als Museum mit der Motorensammlung zu nutzen. Sie verpflichtet sich desweiteren, keine Motoren anderer Hersteller auszustellen, mit Ausnahme von Anwendungsbeispielen für Otto-Motoren.
1994-1997 Generalsanierung des Gebäudes durch die Gemeinde Holzhausen mit umfangreichen Umbaumaßnahmen für die zukünftige Gemeindeverwaltung im Obergeschoß.
Das gesamte Untergeschoß wird Ausstellungsfläche der Erinnerungsstätte für N.A. Otto.
Im Zuge der völligen Neugestaltung des Haus-Umfeldes (neue Straßenführung, neuer Parkplatz) wurde das alte Denkmal durch eine von der KHD AG gestiftete Großmotoren-Kurbelwelle ersetzt.
Als Blickfang dient ein neuer Glas-Pavillon, in dem eine alte und historisch interessante DEUTZ – Holzgas-Motorenanlage zu sehen ist.
23.2.1997 Einweihung der neuen Gemeindeverwaltung und der erweiterten Otto-Ausstellung im kleinen Kreis der Gemeindevertreter.
25.5.1997 Offizielle Einweihung der Otto-Erinnerungsstätte mit einem Museumsfest, verbunden mit einer Oldtimerausstellung